Aktuell
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Der Trägerverbund TV bunt hat uns einen offen Brief zur Diskussion in der Stadt Bautzen um die Errichtung eines Bismarck Denkmals zukommen lassen, den wir hier gerne veröffentlichen.
Offener Brief des tvBUNT zur geplanten Wiedererrichtung der Bismarck Statue auf dem Czorneboh.
Würde man heute ein neues Denkmal für Bismarck bauen - wohl nicht. Würde man ein Bismarck-Denkmal abreißen - wahrscheinlich nicht. In Bautzen soll ein Bismarckdenkmal wieder aufgebaut werden. Warum? Oder auch - warum nicht?
Otto von Bismarck kann Historikern zur Folge nicht als Nationalist bezeichnet werden. Doch war er ein Kind seiner Zeit und eine wichtige Leitfigur. Eine Zeit in der nicht jedes Menschenleben gleich viel wert war.
So erließ der „Eiserne Kaiser“ diskriminierende Gesetze gegen Katholiken, gegen Sozialdemokraten, gegen die dänische Minderheit, gegen die Region ElsassLothringen, aber vor allem gegen sorbische und polnische Mitbürger*innen.
Für die Arbeiterschaft war die Ära Bismarcks geprägt von Armut, Elend, Sorgen und Krankheit. Die Lebensbedingungen waren einfach schlecht. Das wollten und konnten die Menschen nicht weiter ertragen. Das Aufbegehren der einfachen Leute sowie der Frust und Unmut dieser Zeit ließ die Sozialdemokratie und die Gewerkschaften erstarken. Gleichzeitig schuf diese Art der Politik auch den Nährboden für nationalistische Feindseligkeiten, die in den Folgejahren angereichert mit völkischaufgeladenem deutschen Überlegenheitsgefühl und einem rassistischen Antisemitismus in dem tyrannischen Nationalsozialismus mündeten.
Bismarck steht also bei weitem nicht für ein friedliches Miteinander von Menschen mit unterschiedlichen ethnischen Zugehörigkeiten.
Bautzens Stadtpolitik sollte die Kritik des Sorbischen Instituts sehr ernst nehmen, welche mit der Wiederaufstellung des Denkmals eine Provokation gegenüber der Sorben und Polen wähnen. Ein Einwand, der angesichts dessen, dass Bautzen das politische und kulturelle Zentrum der Sorben der Region darstellt, sehr schwer wiegt.
Es gibt andere geeignete Menschen, denen ein Denkmal an dem Ort gebaut werden könnte. Eine Maßgabe für eine Statue könnte sein, dass es sich um eine Person oder Institution handelt, die sich mehr für die Region und für Bautzen eingesetzt hat als Otto von Bismarck. Vielleicht findet sich für eine solche Statue auch eine Gruppe von Förderern, die nicht auf Veranstaltungen auftreten, welche durch den Verfassungsschutz beobachtet werden und den Hass in der Gesellschaft regelmäßig schüren.
Am Ende fügt sich wohl fast jede Statue passender in eine Region ein, die seit nunmehr 1,5 Jahren jeden Sonntag mit Reichsflaggen geschmückt wird, als der Kanzler der „guten alten Zeit“. Der tvBUNT
Trägerverbund, Netzwerk für Demokratie und Vielfalt im Landkreis Bautzen.
Engagement für Bautzen