Mehr Geflüchtete, weniger Beratung – Landratsamt Bautzen lässt Geflüchtete und Ehrenamt im Stich

Seit dem 01. Januar bietet das Landratsamt Bautzen keine Flüchtlingssozialarbeit mehr an. Statt die Mittel an freie Träger der sozialen Arbeit zu vergeben, gibt es nun neben den bereits stark ausgelasteten Quartierbüros keine Flüchtlingssozialarbeit mehr im Landkreis Bautzen. Andere lokale Vereine, die seit Jahren Geflüchtete im Alltag begleiten, sind entsetzt. Dabei besteht nicht nur aufgrund der hohen Zahl ukrainischer Geflüchteter ein erhöhter Beratungsbedarf.

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Der erste Arzttermin, Organisation von Sprachkursen oder die Schulanmeldung: Für das Ankommen von Geflüchteten in Sachsen ist professionelle Hilfe unabdingbar. Gerade in Regionen, wo Xenophobie vorherrscht und geringeres Interesse in der Bevölkerung besteht, in der Freizeit Schutzsuchende zu unterstützen, sind diese auf wenige Ehrenamtliche angewiesen. Bis Ende letzten Jahres konnten diese bei Sozialarbeiter*innen im Landratsamt Bautzen Hilfe erfragen. Ehrenamtliche und Willkommensbündnisse kritisierten dabei die Kopplung der Flüchtlingssozialarbeit an behördliche Strukturen. Doch anstatt die Mittel an freie, behördenunabhängige Träger der sozialen Arbeit zu vergeben, gibt es nun neben den Quartierbüros keine Flüchtlingssozialarbeit mehr im Landkreis Bautzen.

Beratungsstrukturen ausbauen

Es braucht mehr unabhängige und professionelle Beratung für den Landkreis Bautzen. Astrid Riechmann vom Willkommen in Bautzen e.V. erklärt: „In der Stadt gibt es eine Migrationsberatung für Erwachsene mit einer Vollzeitstelle bei der CARITAS. Diese muss sich aber nicht nur um Bautzen, sondern auch um Kamenz, Radeberg, Bischofswerda und Pulsnitz kümmern.“ Außerdem würden die zahlreichen Geduldeten der Region in aktuell bestehenden Hilfsstrukturen häufig abgewiesen, die Quartierbüros allein hätten nicht genug Kapazitäten für alle Anfragenden.

Die Expertise und der Wille zu unterstützen bestehen im Landkreis. Doch das Landratsamt stellt sich quer, die Mittel für die Flüchtlingssozialarbeit in einem transparenten, offenen Prozess für freie Träger der sozialen Arbeit auszuschreiben. Für Dave Schmidtke vom Sächsischen Flüchtlingsrat ist dies inakzeptabel: „Das nachhaltige Ankommen ist in solch einem Umfeld für Geflüchtete kaum möglich. Die Bedarfe der ohnehin schon am Limit arbeitenden Ehrenamtlichen werden weiter ignoriert. Darunter leiden alle Beteiligten. Gerade die Region Bautzen sollte sich um einen schnellen Ausbau der Flüchtlingssozialarbeit bemühen!“

Ausländerbehörden hinken hinterher mit Terminvergabe

Auch die Ausländerbehörden scheinen überfordert und entschuldigten sich am 22. April für „verzögerte Bearbeitung“ von Terminvergaben, was mit der aktuellen Situation, also den ankommenden Ukrainer*innen begründet wird. Dies mag eine große Herausforderung sein, aber die Kritik an der Arbeitsweise der Behörde bestand bereits im Vorfeld. Gemeinsam mit Initiativen aus Bautzen, Kamenz und Wehrsdorf beschwerte sich „Hoyerswerda hilft mit Herz“ bereits Mitte Februar über die zu späte Terminvergabe des Landratsamtes.  Denn diese hat schwerwiegende Konsequenzen für Betroffene. „Es kam zu Kündigungen von KITA-Plätzen, Irritationen bei Arbeitgebern und auch bei der Bundespolizei, da Ausweise ungültig wurden. Das Verschulden liegt hier eindeutig bei der Ausländerbehörde, denn die Migrant*innen bzw. die Sozialarbeiter*innen und die Quartierbüros melden sich rechtzeitig“, heißt es im Schreiben.

Engagement für Bautzen